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So müsst ihr euch ein Spiralbakterium vorstellen

Leptospirose

Warum schreibe ich über Leptospirose?

Als Hundebesitzer finde ich es sehr wichtig , dass wir über Krankheiten wie Leptospirose informiert sind. Bei Hunden zählt die Leptospirose mit zu den gefährlichen Infektionskrankheiten. Sie kann im schlimmsten Fall zum Tode führen. Um diese Krankheit gibt es viele Fragen und Gerüchte.

Mit diesem Bericht möchte ich versuchen euch etwas Licht in die Dunkelheit zum Thema Leptospirose bringen. Bitte denkt daran, dass ich kein Tierarzt oder ähnliches bin. Die Erkenntnisse dieses Artikels basieren auf Recherchen, Interviews mit meiner Tierärztin und eigenen Erfahrungen.

Was ist Leptospirose

Leptospirose ist grob gesagt eine Bakterielle Infektionskrankheit. Die Krankheit wird durch Spiralbakterien hervorgerufen. Nicht nur Hunde werden befallen, auch Schweine, Rinder, kleine Nager und andere wild lebende Tiere.

Leptospirose zählt ausserdem zu den Zoonosen. Eine Krankheit die vom Tier auf den Menschen übertragbar ist. Ihr könnt euch aber nicht nur bei eurem Hund anstecken. Zu diesem Thema findet ihr mehr im Kapitel Übertragung.

Die Erreger

So wie diese Nudel müsst ihr euch ein Spiralbakterium vorstellen

Es gibt ca. 200 unterschiedliche Spiralbakterien, die meisten von ihnen sind harmlos. Borrelien, die durch Zecken übertragen werden, lösen Borreliose aus. Diese gefährlichen Erreger zählen z.b. auch zur Familie der Spiralbakterien.

Bei den Spiralbakterien sind die Krankmachenden klar in der Minderheit. Vielleicht haben sie deshalb so augeklügelte Strategien entwickelt zu überleben und sich erfolgreich ausbreiten zu können.

Die krankmachenden Spiralbakterien können in feuchten Böden und in tierischen Wirten überleben. Durch die Ausscheidungen dieser Wirte wird die Ausbreitung der Erreger gesichert.

Die Bakterien haben eine extrem dünne Beschaffenheit und können so leicht durch die Schleimhäute oder kleine Hautrisse in den neuen Wirt – euren Hund – eindringen und so die Leptospirose auslösen.

Fachchinesisch

Es gibt wichtige Haupterregergruppen. Die Sammelgruppe für die krankmachenden Leptospiren nennt sich Leptospira interrogans.

Von dieser Sammelgruppe gehen wiederum 19 krankmachende Untergruppen aus. Ich möchte hier nur die wichtigsten aufführen, sonst schlaft ihr mit nachher noch beim lesen ein.

Ein paar dieser Mörderdinger mal beim Namen zu nennen empfinde ich als interessant. Denn auch wenn eure Hunde hoffentlich oder Glücklicherweise nicht befallen sind, so habt ihr hier zumindest schon einmal etwas davon gelesen und wisst diese fiese Krankheit besser einzuordnen.

 

Erreger Hauptträger verursachte Krankheit Symptome
Leptospira canicula Hund Stuttgarter Hundeseuche Schwäche, Appetitlosigkeit, schädigung der Nieren
Leptospira icterhaemorrhagie Ratte Weilsche Erkrankung Fieber, Gelbsucht, Leber- Nierenerkrankung
Leptospira pomona Schweine, Rinder chronisches Dauerausscheiden
Leptospira grippothyhosa Wildtiere, kleine Nager ähnlich einer Grippe Fieber, Durchfall, Schwäche

Übertragung

Am Anfang hatte ich es schon kurz erwähnt wie sich diese kleinen, miesen Dinger in den Organismus einschleichen. Nochmal als Gedankenstütze für euch:

Die Leptospiren sind von extrem dünner, spiralförmiger Beschaffenheit. Wenn nun ein mit diesen Bakterien infiziertes Wildtier irgendwo hin pischert, werden die Dinger mit ausgeschieden. Die Leptospiren haben sich um zu überleben eine ausgeklügelte Strategie entwickelt.

Überlebensstrategien der Leptospiren

Die Bakterien sterben nicht wenn sie ausgeschieden werden, sie warten in dem feuchten Boden oder auch in kleinen Tümpeln auf ihre Gelegenheit. Irgendwann fängt es an zu regnen und es bilden sich Pfützen.

Badu beim Schlammbad

Euer Hund kommt nun ins Spiel. Er läuft während des Spazierganges frei und bekommt Durst oder er möchte sich abkühlen. Auf seiner Suche findet er eventuell genau die kleinen Tümpel oder die vom Regen gebildeten Pfützen, in denen sich der krankmachende Erreger befindet.

Der Hund trinkt aus den Pfützen oder badet in den kleinen Tümpeln. Die Leptospiren nutzen die Gelegenheit um durch die Schleimhaut oder durch kleinere Kratzer oder ähnliches in die Blutbahn zu gelangen.

Eine weitere Strategie könnt sein…

Euer Hund schnuppert intensiv an der Stelle wo das infizierte Wildtier seinen Urin gelassen hat. Oder er frisst zufällig genau das Gras an dem die PiPi des Wildtieres hängt. Auch das sind Möglichkeiten wie sich euer Hund über die Schleimhaut infizieren kann.

Die Leptospiren wandern in die Niere und ohne das euer Hund oder ihr sofort etwas merkt, vermehren sie sich dort. Die ersten Symptome stellen erst nach 8-14 tagen ein.

Zoonose

Ein Hundekuss für Sofie von Tahira

Die Bakterien können nun schlimmstenfalls über den Hund auf uns übertragen werden. Wie geht das werdet ihr euch jetzt fragen. Ganz einfach: euer Hund leckt sich zum beispiel an den Genitalien und wie so oft – wir passen nicht auf – landet ein schöner Schlecker mitten in unserem Gesicht.

Auch bei uns Menschen rufen die krankmachenden Erreger der Leptospiren grippeartige Symptome bis hin zur Hirnhautentzündung und Organschäden hervor.

Dieses Beispiel der Übertragung von Leptospirose auf uns Menschen zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist sich nach dem Kontakt mit Hundespucke, die Hände bzw. das Gesicht zu waschen.

Symptome

Das gemeine an der Leptospirose ist, dass die Symptome nicht spezifisch sind. Sie ähneln denen anderer Krankheiten wie zb einer Erkältung oder einem harmlosen Magen- Darmvirus. Die weißen Blutkörperchen sind wie anderen Infektionen erhöht.

  • Mattheit
  • Appetitlosigkeit
  • Fieber
  • Durchfall
  • Erbrechen

Diese Symptome sind nur einige Beispiele wie sich die Leptospirose äußern kann. Je nachdem wie schwer die Krankheit verläuft, kann es passieren das die Bakterien die Organe angreifen.

  • Magen/Darm: blutiger Durchfall
  • Leber: Gelbsucht
  • Niere: Dehydration, also Austrocknung durch häufiges Pischern
  • Lunge: husten

Trägt euer Hund Organschäden davon, so haben diese meistens dauerhafte Folgen wie Leber- oder Niereninsuffizienz. Also ein versagen dieser Organe..

Leptospirose verläuft unterschiedlich schwer. Nicht alle Hunde stecken sich zwangsläufig mit Leptospirose an.

Wovon hängt es ab welcher Hund sich ansteckt?

Es hängt von der körperlichen Konstitution eures Hundes ab. Je nach Gesundheitszustand, hat er bereits eine chronische Krankheit oder Allergien? Ist er alt oder gar noch ein Welpe und deshalb besonders anfällig? Hat er genügend Abwehrkräfte?

Ähnlich wie bei uns Menschen: einige werden schnell krank, weil sie ein schwaches oder überreiztes Immunsystem haben. Andere wiederum nicht oder aber die Krankheiten verlaufen unterschiedlich stark.

Ein gesunder, erwachsener Hund mit einem guten Immunsystem übersteht die Infektion meist mit milden Symptomen. Er wird drei bis vier Wochen mit einem Breitband Antibiotikum behandelt und er wird auch in den meisten Fällen keine Spätfolgen davontragen.

Erwachsene, kerngesunde Hunde mit hohem Antikörperanteil im Immunsystem und gutem Impfschutz überstehen eine Infektion meist schadlos oder zeigen nur milde Symptome. Sie haben außerdem seltener Spätfolgen zu fürchten.

Welche Hunde sind denn besonders gefährdet?

Wenn es um die Ansteckungsgefahr der Leptospirose geht, ist erstmal jeder Hund gefährdet. Wenn euer Hund aber schon alt und gebrechlich ist oder aber noch Welpe oder Junghund, zählt er zu den besonders gefährdeten Hunden.

Auch sehr kleine Hunderassen wie zb.Yorkshire oder Chihuahuas zählen zu dieser Gruppe. Ausserdem alle die von Haus aus zu Krankheiten oder Allergien neigen, denn sie haben auf Grund dessen sowieso ein schwaches Immunsystem.

Als Schlusslicht möchte ich die Hunde nennen, die so wie wir und unser Rudel, in ländlichen Gebieten leben. Es gibt dort natürlicherweise wesentlich mehr Wildtiere die als Wirt für die Leptospiren dienen als in der Stadt.

Hilft Impfen gegen Leptospirose?

Grundsätzlich ist es so, dass es schwierig ist diese Frage definitiv mit “Ja” zu beantworten. Denn das tückische an dieser Krankheit ist: es gibt 200 verschiedene Arten von Erregern unter den Leptospiren.

Ähnlich wie bei der Grippeimpfung für Menschen, macht es diese Tatsache schwierig einen Impfstoff zu entwickeln der wirklich zuverlässig gegen alle existierenden krankmachenden Bakterien schützt.

Auf die Frage ob damit ein Impfschutz sinnvoll ist, kann allerdings ganz klar mit “Ja” geantwortet werden. Denn die Gefahr dass sich euer Hund mit Leptospirose infiziert wird mit einem gültigen Impfschutz auf jeden Fall verringert.

Was bedeutet “gültiger Impfschutz”?

Erinnert euch zurück an die Zeit als euch entschlossen habt einen Hund in euer Leben zu holen. ganz gleich ob adoptiert, aus dem Tierheim oder vom Züchter. Jeder Hund oder Welpe bekommt eine Grundimmunisierung gegen die “3 Großen” Hepatitis, Staupe und Parvovirose.

Diese Impfung soll laut Tierärztlichem Rat einmal im Jahr aufgefrischt werden. Impfung gegen Tollwut muss theoretischer Weise alle 3 Jahre wiederholt werden. Gegen Leptospirose dagegen solltet ihr aber mindestens einmal im Jahr impfen lassen.

Besonders dann wenn euer Hund zu den aufgezählten Risikogruppen zählt, solltet ihr auf einen ausreichenden Impfschutz gegen Leptospirose achten.

Wie wird ein zuverlässiger Schutz gegen Leptospiren aufgebaut?

Damit die Impfung zuverlässig wirken kann, braucht euer Hund zuerst einmal eine Grundimmunisierung. Das bedeutet ihr müsst mit eurem Hund im Abstand von 3 – 4 Wochen zwei mal zum Tierarzt.

Er erhält dann zwei aufeinander folgende Impfungen mit dem gleichen Impfstoff. Der Impfschutz muu danach regelmäßig aufgefrischt werden. Normalerweise sollte einmal im Jahr gegen Leptospirose geimpft werden.

Gehört euer Hund zu den genannten Risikogruppen, solltet ihr alle 6 Monate auffrischen.

Mit der Grundimmunisierung kann bereits ab der 8. Woche begonnen werden.

Im Sommer und im Herbst ist die Ansteckung am größten. Vorzugsweise solltet ihr deshalb im Frühjahr zum impfen gehen.

Achtet darauf das euer Tierarzt einen aktuellen Impfstoff für die Impfung nutzt. Wie auch bei der Grippeimpfung für Menschen, wird auch der Impfstoff gegen Leptospirose ständig weiter entwickelt. Das dient natürlich dazu den Schutz gegen die große Menge der krankmachenden Erreger zu verbessern.

Auf Grund der Weiterentwicklung des Impfstoffes, kommen ab und zu neue oder zusätzliche Erregergruppen hinzu. Euer Hund bekommt einen neuen Impfstoff  und somit benötigt er eine neue Grundimmunisierung.

Was tun um Leptospirose vorzubeugen?

Als erstes wäre “Impfen” wichtig zu nennen.

Meine Hunde werden nicht pauschal gegen alles geimpft was angeboten oder empfohlen wird. Ausserdem Ich gebe zu, dass ich auch bei einer Impfung gegen Leptospirose immer etwas am zweifeln bin. Warum das so ist, kann ich wieder ganz gut mit einer Grippeimpfung für Menschen vergleichen.

In unserer Familie lassen wir Menschen uns nicht gegen Grippe impfen. Weil es wie bei Leptospirose sehr viele, unterschiedliche Gruppen von Grippeviren gibt. Ich frage mich immer nach dem Sinn. Schützt sie uns wirklich?

Was ist mit den Nebenwirkungen?

Die bekannten Nebenwirkungen einer Impfung gegen Leptospirose kann Durchfall oder Juckreiz sein. Klingt nicht schlimm, oder? Aber es sind Nebenwirkungen.

Nun Es gibt wie für so vieles auch zum Thema Impfen eine Kommision. Sie heißt abgekürzt “STIKo”…ich weiß, viel Fachchinesiche Ausdrücke. Ausgesprochen heißt STIKo: Ständige Impfkommision der Veterinärmedizin.

Diese Impfkommision hat folgende Stellungnahme herausgegeben:

„Trotz dieser möglichen Nebenwirkungen ist die Immunisierung gegen Leptospiren dennoch als Core-Impfung (unverzichtbare Impfung / Anm.d.Red.) anzusehen. Das heißt jeder Hund unabhängig von Haltungsbedingungen und Alter sollte gegen Leptospirose geschützt sein.

Angesichts der in Deutschland vermutlich vorherrschenden Serovare ist es wichtig, den Impfschutz auf die Serogruppen Grippotyphosa und Australis auszudehnen. Aufgrund des beträchtlichen Risikos für Hunde, an einer Leptospirose zu erkranken, und aufgrund des damit verbundenen Zoonoserisikos, wird die Verwendung polyvalenter Leptospirose-Impfstoffe gemäß den Herstellerangaben empfohlen.“

Also, auch wenn ich etwas Zweifel an der Impfung gegen Leptospirose habe, so lasse ich meine Hunde auf alle Fälle dagegen impfen.

Nun wird in dieser Stellungnahme oder Empfehlung etwas von Zoonosenrisiko erzählt. Schon wieder so ein Begriff, aber bei Berichten über medizinische Themen bleiben fremd klingende begriffe nicht aus.

Ich hatte euch bereits berichtet, das Leptospirose zu den sogenannten “Zoonosen” zählt. Das bedeutet, dass auch wir Menschen uns mit Leptospiren anstecken können. Laut dem Robert- Koch Institut ist die Zahl der gemeldeten Ansteckungen von 2001 – 2015 von 50 auf 100 gestiegen.

Jetzt aber keinen Schreck bekommen!

Denn laut einer epidemiologischen Studie sind die meisten dieser Ansteckungen auf direkten Wasserkontakt des Menschen zurückzuführen. Sprich entweder beim schwimmen oder aber wegen beruflichem Kontakt mit Wasser.

Noch sind es also Einzelfälle, bei denen eine direkte Ansteckung mit Leptospiren durch einen Hund nachgewiesen werden konnten.

Neben dem Impfschutz ist eine weitere Empfehlung Leptospirose oder auch andere Krankheiten vorzubeugen, stärkt das Immunsystem eures Hundes!

Es gibt die die unterschiedlichsten Möglichkeiten das zu tun. Eine der wichtigsten ist: füttert euren Hund Artgerecht! Stopft ihn nicht mit billigem Trocken- oder Dosenfutter voll. Achtet genau darauf was und wieviel ihr füttert. Lest euch die Angabe der Inhaltsstoffe einmal genau durch.

Die Euros die ihr an billigem Futter einspart, gebt ihr für den Besuch beim Tierarzt wieder aus.

Denn wieviel Mist und Chemie in den meisten Trocken- oder Dosenfuttern steckt, ist weithingehend bekannt. Nur mit minderwertigen Zutaten ist es der Futtermittelindustrie möglich derart günstige Preise für ein Futter zu nehmen.

Solch ein Futter macht euren Hund zwar satt, aber auch krank. Das Immunsystem wird geschwächt und es stellen sich Allergien ein, die Juckreiz oder Ekzeme hervorrufen. Somit wird er natürlich auch wesentlich anfälliger für Krankheiten wie Leptospirose.

Ausreichende Bewegung an der frischen Luft und die richtige Hundetypische Beschäftigung gehören auch dazu.

Ihr seht, wenn ihr ein paar Dinge beachtet könnt ihr das Risiko einer Ansteckung minimieren.

Nicole

Am 4.2.1964 in Hamburg geboren, 2 Kinder, 3 Hunde. Abschluß der schulischen Laufbahn mit 17, Fachabitur. Danach Jobs in der Gastronomie, als Hundesitter, in der Altenpflege . 1989 einstieg als Group Fitness Trainerin. 1990 Group Fitness B- Lizenz. 1992 Group Fitness A -Lizenz. Arbeit als Trainer und erlangen verschiedenster weiterer Lizenzen wie z.b. Lizenz als Personal Trainer. 2002-Mai 2014 Group Fitness Koordinatorin und Trainerin bei Fitness First. 2014 Gründung von hundumfit.de.

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