Mein Hund frisst Gras, warum macht er das?
Bevor ihr weiter lest: durchatmen. Es gibt erstmal keinen Grund zur Panik, soviel sei jetzt schonmal gesagt. Ich erinnere mich noch sehr gut an meine Angst und Unsicherheit bezüglich dieses Themas. Ich möchte euch daher in diesem Artikel einen Leitfaden an die Hand geben, der euch dabei hilft herauszufinden warum euer Hund Gras frisst.
Ich möchte euch aber noch bevor es losgeht erzählen, dass ich keine Tierärztin oder ähnliches bin. Meine Aufzählungen basieren zum Einen aus meinen eigenen langjährigen Erfahrungen, zum Anderen aus Recherchen und Interviews mit Tierärtzten.
So, kommen wir nun zurück der Frage warum euer Hund Gras frisst. Es ist Frühling. Die ersten frischen Grashalme sprießen hervor. Auf einmal stellt ihr fest, dass euer Hund anfängt Gras zu fressen. Gerade wenn es euer erster Hund ist, seid ihr bestimmt geschockt, wie ich es gewesen bin.
Beim genaueren hinschauen werdet ihr bemerken, dass sich euer Hund bestimmtes Gras aussucht. Gras ist schließlich nicht gleich Gras. Woher ich das weiß? Hab ich es probiert? Ich muss zugeben… ja, das habe ich tatsächlich mal gemacht.
Ich war neugierig und wollte herausfinden, warum meine Hunde ganz bestimmtes Gras suchen und anderes verschmähen. Jetzt denkt ihr bestimmt, ich bin etwas schräg und ihr müsst bestimmt innerlich lachen. Ihr stellt euch sicher vor, das ich auf allen Vieren neben meinen Hunden gegrast habe.
Ich muss euch enttäuschen, ganz so spektakulär zum Lachen war es nicht. Eher heimlich und verschämt, das mich bloß Niemand dabei sieht.
Es gibt unterschiedliche Grassorten
Mit meinen menschlichen Geschmacksknospen habe ich keine wirklichen Unterschiede feststellen können. Aber zb. Weizengras schmeckt wirklich etwas süßlich.
Das dicke, scharfe, sogenannte Schneidegras, von dem auch unsere Hunde instinktiv die Schnauze lassen, habe ich nicht probiert.
Und Eins kann ich euch sagen: macht es nicht nach, es schmeckt für uns Menschen generell scheusslich!
Es bleibt also die Feststellung, Hunde suchen sich die Halme aus, die zu ihrem Bedürfnis passen und auch die, die ihnen schmecken. Kommen wir also wieder zurück auf die Frage: Warum frisst euer Hund Gras?
Frisst euer Hund Gras, weil Er hunger hat?
Zu dieser Frage kann ich euch eine ganz klare Antwort geben und die lautet: NEIN, er frisst kein Gras weil er unter Hunger leidet.
Unsere Haushunde zählen zu der Gruppe der Carnivoren, also in erster Linie zu den Fleischfressern. Sein Verdauungsapparat ist demnach im weitesten Sinne noch immer so aufgebaut, wie bei seinem Urahnen dem Wolf. Sein Darm ist deutlich kürzer als z.B. der einer Kuh, die sich nur pflanzlich ernährt.
Frisst euer Hund Gras, weil er Verdauungsprobleme hat?
Es gibt keine medizinische Untermauerung für die Behauptung, dass unsere Hunde Gras fressen, weil sie Verdauungsproblem haben. Aber der Anteil an Ballaststoffen im Futter ist, besonders heutzutage, in den meisten Fällen nicht sehr hoch.
Die Wölfe fressen nicht nur das Fleisch der erlegten Beute, sondern auch den Mageninhalt. Wie ihr euch vorstellen könnt, besteht dieser aus vorverdautem pflanzlichen Brei. Unsere Haushunde können also demnach pflanzliche Nahrung verwerten, jedoch nur im vorverdautem Zustand. Ihnen fehlt schlichtweg das passende Enzym, um pflanzliche Nahrung wie Obst oder Gemüse selber richtig aufzuspalten.
Nun hängt jedoch die Länge und Art der Verdauung unserer Hunde mit ab von dem Anteil an unlöslichen Pflanzenfasern im Futter bzw. im Darm. In der heutigen Zeit soll alles schnell gehen, deshalb füttern die meisten von uns ihre Hunde nicht mehr artgerecht.
Zack, zack Trockenfutter ab in’s Napf
Das ist leider eine Devise, die ich nur all zu oft höre. Euer Hund hat aber gewisse Mechanismen, die in Gang gesetzt werden müssen, bevor er die Nahrung aufnehmen kann. Dazu gehört auch die Speichelbildung, die dem Darm eine bevorstehende Nahrungsaufnahme signalisiert.
Ein Wolf bemerkt seinen Hunger und geht auf die Suche nach geeigneter Nahrung. Er findet eine Spur und beginnt die Jagd. Er erlegt das Beutetier und beginnt zu fressen. Von dem eigentlichen Hungergefühl bis zur Nahrungsaufnahme vergeht also eine gewisse Zeitspanne. Die Natur hat nun den Magen des Wolfes so angelegt, dass der sich in dieser Zeitspanne darauf vorbereiten kann, Nahrung aufzunehmen.
Diese Zeitspanne fehlt unseren Haushunden, besonders dann wenn ihr ihnen schnell das Trockenfutter ins Napf schüttet, damit es schnell geht. Meist schlingen sie das Trockenfutter, ohne viel zu kauen in einer kurzen Zeitspanne herunter. Da liegt es dann im Magen und quillt vor sich hin.
Diese Tatsache lässt sie instinktiv Gras fressen, weil Gras wichtige Ballaststoffe und Folsäure enthält. Die Ballaststoffe sind häufig nicht ausreichend im Futter vorhanden. Das Grasfressen regt die Verdauung an und es hilft, wenn euer Hund damit Probleme hat.
Aber es ist doch nicht medizinisch belegt? Stimmt, aber es ist eine logische Schlussfolgerung!
Als Beispiel möchte ich unseren BoerBoel Badu nennen. Er ist ein sechsjähriger kastrierter Rüde. Ich Barfe meine Hunde – dazu später mehr – und sie fressen nicht sehr häufig Gras. Aber wenn Mein Badu Gras frisst, dann nur wenn er Verdauungsprobleme hat. Das macht Er zum Beispiel, wenn es Knochen gab, davon können Hunde gelegentlich härteren Stuhlgang bekommen. Mit dem Gras flutscht es wieder besser. Na ja…und manchmal flutscht es doch nicht wie gewollt und wir müssen leider etwas nachhelfen.
Ach du je, und was macht man da?
Ich habe für den Fall der Fälle immer Taschentücher dabei. Meine Hunde warten regelrecht darauf das ich ihnen dann behilflich bin. Einfach mit einem Taschentuch das Stückchen was nicht heraus kann nehmen und vorsichtig ziehen und fertig. Das meiste von dem was ihr herauszieht, besteht sowieso aus Gras. Badu übergibt sich also nicht und würgt das Gras wieder aus, er reinigt seinen Darm auf diese Weise. Beim Thema erbrechen kommen wir zum nächsten Punkt.
Übergibt sich euer Hund, weil er Gras gefressen hat?
Wenn ihr die Frage so stellen würdet, würde die Antwort wieder NEIN heißen.
Euer Hund frisst ganz bewusst Gras, damit das Erbrechen ausgelöst wird. Gras ist also nicht die Ursache, aber ein instinktiv gewählter Auslöser des Erbrechens.
Euer Hund frisst Gras, weil er einen Fremdkörper geschluckt hat
Warum will euer Hund sich übergeben? Ein Grund kann sein, dass er einen Fremdkörper geschluckt hat. Wenn nun dieser Fremdkörper nicht durch Erbrechen ohne Gras zu fressen heraus kommt, nimmt er Gras zur Hilfe. Das verschluckte Gras landet nun im Darm und umwickelt den Fremdkörper, damit dieser problemlos wieder ausgeschieden werden kann.
Einen ähnlichen Effekt könnt ihr auch erreichen wenn ihr Sauerkraut füttert.
Auch wenn es kein schöner Anblick ist: wenn ihr wisst euer Hund hat etwas verschluckt und versucht es wieder loszuwerden, schaut euch bitte einmal das Erbrochene oder anders Ausgeschiedene genau an. Solltet ihr es nicht finden, dann ab zum Tierarzt.
Möglich ist auch, Gras fressen als Magenreinigung
Auch diese Behauptung ist nicht medizinisch nachgewiesen. Aber diesen Effekt des Gras fressens habe ich in meinen vielen Jahren als Hundebesitzerin schon oft beobachtet.
Witzigerweise hauptsächlich bei meinen Mädchenhunden.
Vielleicht habt ihr das ja auch bereits wahrgenommen. Aktuell sind meine Beispielhundemädchen meine beiden Ridgi Damen. Wenn es einen Fastentag gibt oder wenn z.B. eine Mahlzeit ausgefallen ist, fängt ihr Magen gewaltig laut an zu murren.
Sie möchten dann unbedingt so schnell wie möglich an die frische Luft, um zu grasen. Schon kurze Zeit später beginnen sie zu sabbern und fangen an zu würgen. Da sich eigentlich nichts im Magen befindet, spucken sie mit Gras versetzten gelblich, weißen Schleim aus. Danach geht es munter weiter, als sei nichts gewesen.
Calm down, frisst euer Hund Gras, um sich zu beruhigen?
Auf diese Frage gibt es ein JA. Ein dafür dass Hunde Gras fressen, kann auch Stress sein. Wie ich aus meinem Selbstversuch berichtet habe, kann Gras für uns in einer sehr weit hergeholten Art und Weise süßlich schmecken. Gras enthält neben den wichtigen Ballaststoffen und der Folsäure auch zuckerartige Stoffe.
Wenn Euer Hund in Stresssituationen gerät, verursacht durch zb. Angst oder Überforderung, sinkt sein Blutzuckerspiegel. Einige Hunde beginnen Gras zu fressen und bringen sich instinktiv wieder zurück ins Gleichgewicht.
Frisst Euer Hund Gras, um seinen Durst zu löschen?
Ja, das ist durchaus möglich. Wenn ein Hund in eine Stresssituation kommt, beeinflusst das die Nebennierenrinde. Diese wiederum steuert den Wasserhaushalt im Körper. Bedeutet euer Hund bekommt Durst. Gras enthält auch Wasser und somit kann es dem Hund auch Flüssigkeit zuführen.
Nehmt deshalb bei längeren Spaziergängen immer etwas Wasser mit. Auch wenn es nicht heiß ist.
Ein Hund der viel Nasenarbeit macht, wie ein Jagdhund oder Fährtenhund, dem trocknet die Nasenschleimhaut schneller aus. Sie haben einen erhöhten Wasserbedarf. Bei diese Hunden wurde oft beobachtet das Sie deshalb vermehrt Gras fressen.
Wo sollte euer Hund kein Gras fressen?
An stark befahrenen Straßen wegen der Abgase und vorsichtig wenn das Gras unter Hecken wächst die Gärten von der Straße trennen. Viele Menschen arbeiten in ihren Gärten mit giftigen Spritzmitteln gegen Insekten und Unkraut.
Ein Fazit am Schluss: lasst euren Hund Gras fressen!
In den wenigsten Fällen ist es ein Grund zur Besorgnis. Ich habe euch von meinem Selbstversuch berichtet. Es hat mir nicht geschadet, ich sitze hier und schreibe. Gebt eurem Hund die Zeit ab und an zu grasen.
Er weiß schon, wann und warum er es machen muss. Zerrt ihn bitte nicht weiter oder verweigert es ihm. Es ist sogar aus den hier genannten Gründen wichtig für euren Hund zu Gras zu fressen. Es ist ein Arttypisches Verhalten.
